Dienstag, 28. Februar 2017

RADTOUR MIT HEISSER BEGLEITUNG

25.02.2017

Florian

Auf Rangiroa gibt es wieder Straßen und ich kann daher Laufen gehen. Meiner Schulter und meinem Rücken tun die lockere Bewegung gut. Seit unserer Ankunft bin ich täglich meine 6 Kilometer gelaufen. Heute sollen es mehr werden.

Wir holen unser Bordfahrrad aus dem Motorraum und gehen gemeinsam mit den „Cinderellas“ die Insel erkunden – drei Fahrradfahrer und ein Läufer. Vorbei an kleinen Hotels, netten Häusern, der Gendarmerie und einigen kleinen Restaurants zieht sich die Inselstraße vom Tiputapass nach Nordwesten zum Avatorupass.


Es ist heiß (30°C) und ich zerfließe. Zum Glück  bleiben die Damen bei jedem Perlengeschäft stehen und begutachten die Schmuckkreationen – für mich bedeutet das Pause und Klimaanlage - wunderbar! Auch gibt es hier eine Perlenschule, an der man die Kunst der Perlenzucht erlernen kann – sie hat 11 Schüler (noch eine willkommene Pause für mich). Schließlich finden wir (zum Glück) auch noch die Tahiti Vinothek -  auf Rangiroa befindet sich der einzige Weingarten von Französisch Polynesien – leider um diese Uhrzeit geschlossen, aber die werden wir noch erkunden.




Nach gut 10 Kilometern sind wir beim Avatoru Pass – und es ist 12 Uhr Mittags. Wir finden einen kleinen Strandimbiss und ich kann Energie auftanken und Beine hochlagern. Ein Squall zieht durch und auf einmal schüttet es kurz und kräftig.




Nach einer guten Rast gehts zurück zum Tiputa Pass. Der Wind kommt jetzt auf die Nase - für die Radler unangenehm, für mich eine angenehme Brise, die die Hitze erträglicher macht. Noch ein Stop bei einem Geschäft, um die Wasserflaschen zu füllen und dann noch einer zum Muschelsuchen am Strand (ich ruhe mich einstweilen auf einem Bankerl im Schatten aus). Aber danach schaffen wir auch noch die letzten 2 Kilometer und ich darf mich zur Abkühlung ins kühle Nass stürzen – geschafft – heiße 20,5 km. Jetzt freue ich mich auf mein Bett!

Montag, 27. Februar 2017

DIE ANDERE SEITE

Martina

24.2.2017

Mit dem Dingi queren wir den Tiputapass, um uns den alten und verschlafenen Teil von Rangiroa anzuschauen. Hier findet man keine Hotels oder Restaurants mehr, nur noch kleine Snackbuden.



Einfache aber gepflegte Häuser, freundliche Polynesier und viele Kinder, denn in diesem Örtchen steht eine Grundschule und ein Gymnasium mit Internat.


Alle Jugendlichen von den diversen Atollen, die ein Oberstufengymnasium besuchen wollen, leben von Sonntagabend bis Freitagmittag hier. Sie kommen per Flugzeug oder Schiff und sobald sie aufs Schiff steigen, legen sie ihre Rettungswesten an, so wie man bei uns den Sicherheitsgurt anlegt, ganz normal.

Wir fragen in der Schule nach dem Unterrichtsgegenstand "Austernschalen schleifen und polieren"! Leider ist dieser Gegenstand bei unserer Ankunft am Freitag um 10:30 Uhr gerade vorbei, aber wir können gerne am Montag um 14 Uhr wieder kommen und dann dürfen wir mitschleifen. Dagmar und ich werden das auf jeden Fall ausprobieren.

Sonntag, 26. Februar 2017

REPOREPO

22.2.-24.2.2017

Martina

Reporepo, das ist der Name des auf der nördlichen Seite des Tiputapasses gelegenen Motus von Rangiroa. Hier gibt es einen Anleger, 2 Geschäfte, einige Restaurants, Hotels und Privatunterkünfte. Florian hat gleich am ersten Tag die nähere Umgebung läuferisch erkundet, ich gehe es langsamer an und spaziere am zweiten Tag mit Dagmar und Franz los.


Es führt eine teilweise betonierte, und teilweise asphaltierte Straße vom Innenriff zum Außenriff. Diese verläuft 10 Kilometer Richtung Nordwesten, wo ein zweiter Pass durch das Atoll fließt. Von der Hauptstraße gehen kleine Schotterwege zu den jeweiligen Privathäusern oder Hotelanlagen.


Wir sehen den Pass nun bei starker auslaufender Strömung und jetzt verstehen wir auch die Warnungen vor der stehenden Welle. Ein gänzlich anderes Bild als bei unserer Durchfahrt, mit in der Welle springenden Delphinen am Delphin Point, macht deutlich, dass es jetzt für uns kein Durchkommen gäbe, egal ob hinein oder hinaus.



Die Sonne brennt erbarmungslos, es gibt so gut wie keinen Schatten. Trotzdem wollen wir bis zum Kia Ora Hotel, denn dort soll es gutes Eis geben. Wir betreten das 5* Hotel, nehmen im Poolbarbereich platz und erfreuen uns an einem großen und herrlichem Eisbecher.


Das von uns schon sehnlichst erwartete Versorgungsschiff Dory ist pünktlich angekommen und so erstehen wir frisches Gemüse und einige Bananen. Am Abend lassen wir uns dann noch in dem Strandrestaurant bei "Lili`s" kulinarisch verwöhnen.


Wir genießen es doch immer wieder, wenn wir auf  Zivilisation stoßen. Ein frisches Baguette zum Frühstück oder ein Tomatensalat wird als heiß ersehnter Luxus empfunden.

Mittwoch, 22. Februar 2017

ÜBERFAHRT RANGIROA

20./21.02.2017

Florian

Rangiroa ist das übernächste Atoll, es ist das größte Atoll der Tuamotus. 75 sm sind es vom Pass in Apataki zum östlichen Pass Tiputa von Rangiroa, zu viel für einen Tag also müssen wir eine Nachtfahrt einlegen.

Um 15:30 Uhr gehen wir Anker auf – oder zumindest versuchen wir es, denn nach dem Sturm hat sich die Kette unseres Hauptankers kunstvoll um einige Korallenköpfe gelegt. Ich muss zwei Mal Tauchen gehen, um unsere Kette zu befreien – auf 12 Metern nicht ganz einfach, aber nach 20 Minuten sind wir frei.

Der Pass Tehere von Apataki zeigt sich von seine freundlichen Seite; 3,5 Knoten auslaufende Strömung und wenig Welle – kein Problem. Draußen setzen wir alle Segel, die wir haben und drehen unseren Bug nach Nordwesten. Der Wind ist leider leichter als angesagt, und so müssen wir mehr anluven als es unserem Kurs entspricht und wir benötigen, um im Norden an Arutua vorbeizukommen. Die CINDERELLA eilt uns voraus und so geht es in die Nacht.

Diese ist sternenklar und angenehm. Es ist eine wunderschöne Segelnacht – keine Welle, 8 Knoten Wind und wir machen 3 – 4 Knoten Fahrt. Herz was willst du mehr? Bis auf einen Squall um 3:30 Uhr in der Nacht ist alles ruhig. Der Wind frischt am Morgen auf 12 Knoten auf und dreht nach Norden, sodass wir wunderbar mit 5 - 6 Knoten unser Ziel ansteuern können.



Um 10:30 Uhr sind wir beim berüchtigten Pass Tiputa – dort soll es meterhohe stehende Wellen geben. „Soll“ – denn bei uns ist alles ruhig. Wir haben 3 Knoten einlaufende Strömung und Wind mit Strömung also keine Welle – alles super einfach.



Drinnen sehen wir schon die CINDERELLA, sie ist schon seit 2 Stunden da. Der Anker fällt nach 79 sm vor dem Kia Ora Hotel auf 8 Metern in den Sand – Rangiroa Iaorana – Rangiroa Willkommen. Für Martina war es die schönste Überfahrt unserer bisherigen Reise.



p.s.: Rudi: Martina hat mich kopfüber an den Beinen aufgezogen, sodass ich frei in der Luft gehangen bin und mein Rücken sich „aushängen“ konnte.



p.p.s.: Philipp: das Foto ist entschärft

Montag, 20. Februar 2017

KAUM ZU GLAUBEN

19.02.2017

Martina

Das Tief ist weiter Richtung Südosten gezogen und wir können unsere Esperanza für einen Strandspaziergang verlassen. Im Atoll ist wieder Ententeich und bei dem Anblick dieser unglaublichen Ruhe, können wir fast nicht glauben, was sich hier vor 2 Tagen abgespielt hat.
Nachdem wir gerne weiter fahren möchten, geht es mit dem Dingi zum NW Pass, um die Lage zu inspizieren. Auch hier finden wir eine völlig normale Situation vor. Die 3 Meter hohen Wellen sind verschwunden, doch die Spuren der Naturgewalten sind deutlich zu sehen. Entwurzelte Palmen, tonnenweise weißer, frisch angespülter Korallenbruch und Polynesier, die an ihren Behausungen arbeiten, die die Welle teilweise vernichtet hat.


An der Innenseite des Passes steht ebenfalls eine Hütte, und die dort wohnenden Männer winken uns herbei. Voller Stolz zeigen sie uns die prall gefüllten Fischreusen. Es sind hunderte Fische verschiedenster Art, die sie in Apataki Süd gut verkaufen können. Sie bieten uns auch Fisch an, aber auf Grund von Ciguatera lehnt Florian dankend ab.



Bei einer frischen Kokosnuss für uns sagen wir gerne ja. Gekonnt köpft einer der beiden mit seiner Machete eine grüne Kokosnuss nach der anderen. Dann nimmt er die Hacke, holt aus und spaltet eine braune Kokosnuss mit einem harten Schlag genau in der Mitte. Florian und Franz sind ob der Perfektion beeindruckt.



Einer der beiden erzählt auch von seinen Problemen mit dem vergangenen starken Sturm. Sein Cousin hat sich betrunken und er musste das Boot mit extra Leinen verzurren, Wassergräben rund ums Haus graben und mit Sandsäcken seine Habseligkeiten schützen. Er ist auch sichtlich erleichtert, dass es vorbei ist. Auch meint er, dass so ein Starkwind für diese Jahreszeit nicht üblich ist. Diese Aussage relativiert sich aber im nächsten Augenblick, da sich herausstellt, dass er nicht einmal weiß, welchen Monat wir jetzt haben. Er lebt gänzlich ohne Datum und Uhrzeit. Sein Tagesinhalt besteht nur aus Nahrungsbeschaffung und seiner Copra Erzeugung. Er trocknet das Kokosfleisch (Copra) und bringt es nach Apataki Süd wo er das Kilo Copra um 1,55 US$ verkaufen kann.


Über den chinesischen Perlenfarmchef, bei dem ich meine Perlen gekauft habe, kann er nichts Gutes berichten. Der verlangt doch allen Ernstes, dass man täglich fleißig arbeitet, nur eine kurze Mittagspause macht, und dann wieder arbeitet. Wir schauen uns nur an und müssen schmunzeln!!!

Sonntag, 19. Februar 2017

ÜBERLEBT

18./19.02.2017

Florian

Eines war der Sturm ganz sicher – nicht witzig!

Aber zum Glück ist auch der schwerste Sturm irgendwann vorbei. Die ESPERANZA hat sich vorbildlich verhalten und uns gut beschützt. Heute Morgen ist der Wind auf 10 Knoten abgeflaut und endlich sehen wir wieder ein wenig Sonne. Endlich gibt’s auch wieder Strom aus unseren Solarpaneelen.

Wir reißen alle Luken und Bullaugen auf und lassen frische Luft herein – großes Auftrocknen ist angesagt. Ich inspiziere das Deck und finde einige Stellen, an denen der Regen die Sikkaflexfugen abgelöst hat, die ich ausbessern muss.

Das Dingi ist ein Schwimmbad. Wir nehmen ein angenehmes Bad im Süßwasser und dann geht’s daran den Zweitanker aufzuholen. Ich muss die Trosse an einigen Stellen aus den Korallen befreien und auch die Kette hat sich unter einen Korallenblock ordentlich eingegraben. Nicht ganz einfach auf 12 Metern zu arbeiten – mir geht die Luft rasch aus, aber ich bekomme alles frei.

Dann hole ich die Kette per Hand am Bug des Dingi stehend auf – das ist wirklich Schwerstarbeit. Als ich den Anker bereits senkrecht unter mir sehen kann ein unangenehmes Gefühl im Rücken. Es ist kein plötzlicher Stich, wie bei einem verrissenen Kreuz, sondern eher ein Druck, der sich heiß/kalt von der Wirbelsäule im linken Lendenwirbelbereich ausbreitet. Ich weiß gleich, dass das nichts Gutes bedeutet. Irgendwie bekomme ich den Anker noch ins Dingi aber, dann ist Schluss. Mein Rücken versagt mir den Dienst, ich habe keine Kraft mehr irgendetwas anzuheben, nicht einmal meinen Oberkörper.

Zurück auf der ESPERANZA versuche ich durch Dehnung mein Kreuz einzurenken und ich lasse mich auch von Martina mit der Winsch an den Beinen aufziehen, damit ich mein Kreuz aushängen kann. Nichts hilft – Verdacht auf Bandscheibenvorfall. Unser schlaues Buch „Wo es keinen Arzt gibt“ empfiehlt horizontale Lagerung, eine Rolle unter die Knie und ein Kissen ins Kreuz zum Entlasten der Wirbelsäule – ich bin bis auf Weiteres nicht einsatzfähig. (dafür muss ich heute nicht Geschirrabwaschen – alles hat auch eine gute Seite).

Heute – Sonntag – Morgen geht es zum Glück schon besser. Ich komme ohne größere Schmerzen aus dem Bett und kann meinen Oberkörper auch bereits selbst gerade halten. Die Rückenmuskulatur ist zwar schwer beleidigt aber noch vorhanden. Das heiß/kalte Gefühl im Lendenwirbelbereich ist zum Glück weg. Ich gehe zwar als hätte ich einen Kochlöffel verschluckt, aber ich habe volles Gefühl in meinen Beinen. Offenbar ist der Bandscheibenvorfall nicht so dramatisch.

Zuerst meine beleidigte Schulter, dann der Ast in meiner Fußsohle und nun ein kaputtes Kreuz – man soll nicht 50 werden!

Freitag, 17. Februar 2017

NOTFALL

16./17.02.2017

Florian

Donnerstag morgen ist der Wind auf 20 - 30 Knoten zurückgegangen. Nach der letzten Nacht erscheint das richtig angenehm. Leider kommen immer wieder Squalls durch, die uns wieder ordentlich auf die Seite legen und der Regen kanns auch noch immer.

Der Tag schleppt sich vorbei. Als es dämmert sehe ich auf einmal Lichtblitze vom Ufer. Von der Hütte leuchtet jemand mit der Taschenlampe hektisch in unsere Richtung. Ich hole unsere Taschenlampe und antworte ebenfalls mit Lichtzeichen. Dann sehe ich rote Lichter bei der Hütte. Irgendwer hat da ein ernsthaftes Problem. Der Wind pfeift ordentlich, die Welle und schlechte Sicht machen es auch nicht einfacher. Mit dem Dingi ans Ufer fahren oder nicht – gute Frage. Nach einiger Diskussion mit Martina entscheide ich, dass ich hinüber fahre. Falls ein Mensch in ernsthafter Gefahr ist, kann ich nicht tatenlos zusehen.

Vorsichtig steuere ich unser Dingi Richtung Ufer, die starke Taschenlampe ins Wasser gerichtet, um Korallenköpfe zu entdecken. Mehrmals muss ich abrupt die Richtung ändern, um nicht aufzulaufen. Wenn dem Motor jetzt etwas passiert, dann treibe ich ins offene Atoll im Sturm. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreiche ich das Ufer. Zwei Burschen stehen vor der Hütte. Ich frage, was sie für ein Problem haben, Sie meinen: „Gar keines“. Warum sie dann mit der Taschenlampe unsere Aufmerksamkeit erwecken wollten? Sie wollten nur schauen, ob bei uns alles in Ordnung ist. Ich mache ihnen heftige Vorwürfe, dass man keine Fehlalarme abgeben soll. Sie entschuldigen sich und ich mache mich auf den Rückweg zur ESPERANZA. Wieder durch den schreienden Wind, das fliegende Wasser und durch die Korallenköpfe, aber zum Glück mit dem Wind aus schräg achterlich. Als ich wohlbehalten an Bord ankomme, bin ich natürlich komplett durchnässt, aber dafür kann ich nun ruhig – soweit es der Wind halt zulässt – schlafen.

Und die Nacht ist zum Glück ruhiger als die letzte Nacht. Wir schlafen ganz gut (aber auch deshalb, weil wir schon ziemlich übernachtig sind).

Freitag Morgen hat der Wind dann weiter abgenommen und wir haben Windgeschwindigkeiten von „nur“ noch 15 – 20 Knoten. Das Sturmtief zieht langsam weiter.

Donnerstag, 16. Februar 2017

ANGST

15.2. und 16.2.2017

Martina

Die Windprognose sagt starke Winde für Donnerstag 16.2. und Freitag 17.2. 2017 aus Nord bis Nordwest voraus. Ein großes Tiefdruckgebiet wird in den nächsten 5 Tagen von NW Richtung SO ziehen, und wir sind genau in der Zugbahn dieses Tiefs.



Wir legen uns am Dienstagabend bei 20 Knoten Wind beruhigt schlafen, doch um 23:45 Uhr reißen uns die ersten heftigen Windböen und Regen aus dem Schlaf. Schnell aufstehen, alle Fenster schließen, unser Wassersammelsystem anhängen. Wir sind zwar mit unserm Zweitanker gut abgesichert, aber zu meiner Beruhigung aktiviert Florian den Ankeralarm auf einen Radius von 40 Metern.


Zurück in unsere Koje versuchen wir noch etwas Schlaf zu bekommen. Gelingt uns leider nur teilweise und so sind wir froh, dass die Nacht um 5:30 Uhr sein Ende findet. Der Wind legt immer mehr zu und unser Windmesser am Heck zeigt Windspitzen bis 30 Knoten. Noch ist der Wind aus Nord und wir haben unter diesen Bedingungen nicht den besten Wind- und Wellenschutz.
Die Anspannung an Bord ist deutlich spürbar. Florian lenkt sich mit Lesen, Französischlernen und Kinofilmen ab. Ich versuche mich zu beschäftigen, finde aber keine Ruhe, um irgendetwas Sinnvolles zu machen. Es ist Mittwochnachmittag und mittlerweile hat der Sturm eine Stärke von 35 Knoten erreicht und es schüttet in einer Intensität, wie wir es noch nie erlebt haben. Die Sicht ist maximal 10 Meter, wir sehen nur eine weiße Wand und die Windböen legen unsere Esperanza in eine Schräglage, dass sogar die Thermoskanne mit Florian´s Frühstückstee vom Tisch fällt. Ein Ankerplatz der das Gefühl verleiht wir sind auf See, die Wellen schlagen an die Bordwand, der Regen hämmert aufs Deck und wir müssen alles fest verschlossen halten, um die vom Sturm gepeitschten Regenmassen am Eindringen in unsere Esperanza zu hindern. Immer wieder schaffen es Sturmböen den ohnehin schon starken Wind schwach erscheinen zu lassen. Ich schaue Florian an, und gestehe ihm meine Angst.
Angst, warum eigentlich, fragt sich mein rationales Gehirn. Wir liegen mit zwei Ankern gut gesichert im Atoll, die Esperanza ist bis auf ein paar kleine Wassereinbrüche dicht, und das Ufer ist im Notfall mit dem Dingi in etwa 200 Metern zu erreichen. Wobei der Aufenthalt auf dem Motu mit all den Kokospalmen wahrscheinlich gefährlicher ist als man vermuten würde. Doch kaum verabschiedet sich der rationale Gedanke keimt das Gefühl der Angst wieder auf. Der Lärm im Bauch der Esperanza ist Furcht einflößend, die Wanten, Fallen und Leinen vibrieren, die Ankerkette zerrt knarrend am Rumpf, die Böen rütteln lautstark an unserem Bimini. Der Sturm erinnert an unsere Atlantiküberquerung und der Gedanke der Situation nicht entkommen zu können unterstützt das Gefühl der Wehrlosigkeit.
Der Sturm kann aber noch mehr und das zeigt er uns dann in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag. Der Windmesser zeigt uns nichts unter 35 Knoten und Spitzen über 45 Knoten. Wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass es am Masttop mindestens 5 Knoten mehr hat, dann haben wir jedenfalls mehr Wind als vorausgesagt. Das schlechte dabei ist, dass der Höhepunkt des Tiefs erst für den kommenden Tag erwartet wird. Das Barometer fällt weiter und soll angeblich bis 998 Millibar fallen. Florian schläft am Boden im Salon, weil es ihm im Bug zu laut ist und zu viel schaukelt.

Geschlafen haben wir natürlich beide nicht sehr viel. Wenn die Nacht weicht und sich das tiefe Schwarz in ein dunkles Grau verändert, fühlt man sich schon etwas besser. Am Funk ist natürlich das Tief das Gesprächsthema Nummer eins. Wir im NW von den Tuamotus sind die ersten die dieser Front ausgeliefert sind, und alle die ebenfalls in der Tiefdruckrinne liegen bereiten sich auf Grund unserer Berichte gut vor.

Dienstag, 14. Februar 2017

SCHUTZSUCHE

13./14.02.2017

Florian

Die Nacht beim winzigen Motu ist ruhig, aber der Wind dreht über Nacht von Südost nach Nord. Das herannahende Sturmtief macht sich bemerkbar. Anker auf und ins Nordwesteck von Apataki. Die Cinderella hat sich bereits fest verankert und wir finden in ihrer Nähe einen guten Ankerplatz. Am Strand finden wir einen Grillplatz, den wir gleich für eine Grillerei nützen. Die Griller hier sind praktisch: ein altes Ölfass und ein paar Lagen Hasenstallgitter – fertig; und funktioniert bestens.




Über Nacht dreht der Wind allerdings von Nord auf Nordwest und wir stehen bereits leicht auf Legerwall – also nichts wie weg hier. Der Wind hat auch schon zugelegt und bläst mit 15 – 20 Knoten. Wir suchen den Uferbereich dieses Nordwestwinkels nach einem gut geschützten Ankerplatz ab. Wir brauchen guten Schutz gegen Nord bis West und Platz nach Lee, falls der Anker nicht halten sollte. Nach 2 Stunden Suche entscheide ich mich für einen Ankerplatz im Lee eines Motus ca. 1 sm nördlich vom Nordpass (im Nordpass steht bereits eine 2 Meter hohe Welle – Wind gegen Strömung; der Pass ist jetzt unpassierbar; wir sind in Apataki gefangen).


60 Meter Kette, bei 40 m unser großer Fender als Boje, damit die Ankerkette sich nicht zu sehr in den Korallen verfangen kann. Dazu bringen wir noch unseren zweiten Anker mit 30 Meter Kette und 50 Meter Trosse nach Westen aus. Ich tauche beide Anker ab und befreie die Ketten aus den Korallen, damit sie schön gerade liegen. Auch stecke ich den zweiten Anker unter einen Korallenblock – der hält jetzt ganz sicher.

Nach 3 Stunden liegen wir festgenagelt im Schutz des Motus. Besser können wir uns nicht absichern. Der Sturm darf kommen…

Sonntag, 12. Februar 2017

NACH NORDEN

11./12.02.2017

Florian

Am Samstag übernimmt die Cinderella die Führung. Unsere Damen sind glücklich über die Perlen, die sie erfolgreich erstanden haben.


Franz ankert 3 sm später schon wieder an einem verlassenen Strandabschnitt. Am Ufer finden wir eine verlassene Hütte. 20 schöne Solarpaneele und eine vergammelte Batteriebank – so werden die Dinge hier gewartet. Unsere Hoffnungen auf tolle Muscheln am Außenriff hier im Niemandsland erfüllen sich leider nicht; hier sieht alles trost- und leblos aus.




Am Sonntag geht’s weiter nach Norden. Die Cinderella zieht bei gutem Wind mit 6-7 Knoten davon (ein Kat bei Flachwasser ist schon schnell); wir setzen alles, was wir haben und verfolgen mit 5-6 Knoten. Das Nordosteck ist in Sicht aber wir wollen zum Nordwesteck zwecks Windschutz vor dem vorhergesagten Nordweststurm. Also schneiden wir die Nordostecke ab und steuern das Nordufer von Apataki an. In der Mitte des Nordufers finden wir ein winziges Motu mit einem kleinen Häuschen auf Stelzen – sieht supernett aus. Wir lassen den Anker im Schutz der kleinen Insel fallen. Der Cinderella ist es hier nicht geschützt genug und sie segelt gleich weiter ins Nordwesteck.




Der kleine Pfahlbau entpuppt sich als verlassene Perlfarm, mit dem schönsten Ausblick vom stillen Örtchen.



Zwei große Wassertanks sind bis oben voll mit Regenwasser – WEIHNACHTEN!! – wir können ausgiebig Duschen und füllen unsere Wassertanks blattlebenvoll.


Auf dem winzigen Motu hinter dem Pfahlbau finden wir die ehemalig Küche in einer kleinen Hütte und dort – versteckt hinter dem vergammelten Herd – den kompletten Panzer einer Meeresschildkröte.



Martina möchte ihn gleich mitnehmen, aber im Hinblick auf die bevorstehenden Einreisekontrollen und den Schutz von Schildkröten lassen wir ihn dann doch besser hier (abgesehen davon, dass ich kein Trophäensammler bin – außer natürlich meine Pokale).

Samstag, 11. Februar 2017

BUNTE PERLEN

10.02.2017

Martina

Wir verlassen unseren Ankerplatz vor der Carinage von Apataki. Der angenehme Südostwind bläst uns die wenigen Meilen Richtung Norden, wo wir in der Nähe einer aktiven Perlenfarm ankern wollen.



Kaum ist der Anker im Sandboden verschwunden machen wir uns auf einen ausgedehnten Strandspaziergang. Dagmar von der SY Cinderella begleitet uns. Nach wenigen Schritten im groben Korallenbruch schreit Florian auf. Er ist abgerutscht und hat sich ein altes schmutziges Holzstück durch seine  Huarachis gebohrt und es ist in seiner Ferse stecken geblieben. Den größten Teil des Holzes hat er gleich selbst heraus gezogen, doch ich erkenne trotz starker Blutung, dass da noch etwas größeres Schwarzes in der Wunde steckt. Ab ins Dingi und wieder zurück an Bord, Erste Hilfe Box auspacken und mit Hilfe einer starken Lupe alle Holzsplitter herausholen. Danach noch einmal gut desinfizieren und verbinden, wozu habe ich denn bei einem guten Arzt gearbeitet!


Florian ist die Lust auf einen Strandspaziergang vergangen und so mache ich mich alleine mit Dagmar Richtung Perlfarm auf. Je näher wir kommen desto mehr alte Austernschalen liegen am Strand herum. Das Perlmut schillert in vielen Farben und wir schließen daraus, dass es hier wunderschöne bunte Perlen geben muss. Auch der immer strenger werdende Duft deutet auf ein baldiges Erreichen der Perlenfarm hin. Wird auch schon Zeit, denn wir sind bereits 2 Stunden unterwegs.




Die Farm ist weit größer als von der Entfernung ersichtlich war. Hier sind 25 Menschen beschäftigt und es wird unter der strengen Beobachtung des chinesischen Chefs fleißigst gearbeitet. Ich frage eine der Damen, ob es hier auch Perlen zu kaufen gibt, und sie meint nein. Auf die Frage warum nicht, meinte sie nur, das soll ich den Chef fragen.




Wir packen unseren Scharm aus und nach einigem Geplänkel zeigt er uns seine Perlen.





Unsere Annahme bezüglich der Farbenvielfalt hat sich bestätigt. Hier finden wir eine wunderschöne, bunte Selektion von Südseeperlen. Wir kaufen 200 Perlen in allen Farben und Größen und ich freue mich auf das Arbeiten in meinem Perlenschmuckatelier auf unserer Esperanza.